Am 13. April 2016 erzählte im DRKI Dr. Jochen Haeusler (Nürnberg) über Leonid Krasin und das sowjetische Außenhandelsmonopol.
Dr. Jochen Haeusler ist ehemaliger Siemenslabor- und Werkleiter sowie Forscher der deutsch-russischen Industrie- und Kulturbeziehungen und gab an dem Abend einen Einblick in ein besonderes Kapitel der deutsch-russischen Beziehungen.
Leonid B. Krasin (1870-1928) wurde früh als Mitglied einer marxistischen Studentengruppe in St. Petersburg „auffällig“, studierte in St. Peterburg und Charkow Chemie und hielt Kontakte zum linken Untergrund. Er flüchtete nach Deutschland, wo er in den Siemensfirmen in Berlin arbeitete und von dort aus nach Russland gesandt in Moskau und St. Petersburg als Direktor Führungsaufgaben übernahm. Erst nach der Revolution, als Lenin feststellte, dass niemand im Führungskader der Bolschewiki Organisations- und Verwaltungserfahrungen, geschweige denn politische Erfahrungen auf internationaler Bühne hatte, gelang es Lenin Krasin zur Mitarbeit im neuen Russland zu gewinnen. Krasin wirkte mit bei der Beendigung des ersten Weltkrieges und setzte die „Elektrifizierung des Landes“ durch – er ist der geistige Vater von Lenins berühmten Ausspruch „Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung“. Eine seiner wichtigen Maßnahmen war die Durchsetzung des sowjetischen Außenhandelsmonopols, mit dem er den wirtschaftlichen Aufbau der Sowjetunion begann. In diese erfolgreichen Strukturen floss viel Know-how ein, das er in verschiedenen Funktionen bei Siemens gesammelt hatte. So hatten bei Siemens die Fabriken kein Recht, die Verkaufspreise für den Markt zu ermitteln. Nur Vertriebsorganisationen durften dies – so dass dann Siemens nach außen mit nur einer Stimme sprach. Ebenso verhielt es sich beim Außenhandelsmonopol – nur das Außenhandelskommissariat sprach nach außen über den Marktwert.
Unter dem Publikum waren viele ehemalige Studenten Leningrader Hochschulen sowie ehemalige Siemensmitarbeiter, die dem Vortrag äußert interessiert folgten.