Am 18. Mai fand im DRKI ein Treffen mit dem aserbaidschanischen Schriftsteller Çingiz Abdullayev statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Dostojewskij-Bibliothek des Deutsch-Russischen Kulturinstituts e.V. gemeinsam mit Seidenstraße Aserbaidschan e.V. und der Gesellschaft der deutsch-aserbaidschanischen Intellektuellen e.V.
Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren ins Deutsch-Russische Kulturinstitut gekommen, um dem Treffen, das ausschließlich in russischer Sprache stattfand, beizuwohnen. Unter den Anwesenden war unter anderem der erste Sekretär der Botschaft Aserbaidschans in Deutschland. Nach der offiziellen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden des Deutsch-Russischen Kulturinstituts Dr. Wolfgang Schälike gewährte Abdullayev einige Einblicke in sein Leben. Anlässlich des 9. Mai (Tag des Sieges) berichtete er, wie er den Zweiten Weltkrieg als Junge erlebt hatte und wie sehr ihn die Erfahrungen seines Vaters, der als Soldat an der Front gekämpft hatte, sowie der frühe Tod seiner beiden ebenfalls als Soldaten dienenden Onkel beeinflusst hat. Im Vorfeld des Treffens hatte Abdullayev in Begleitung von Dr. Wolfgang Schälike und Vitaliy Kolesnyk den Sowjetischen Garnisonsfriedhof in Dresden besucht, wo auch sowjetische Soldaten aus Aserbaidschan begraben liegen.
Im Anschluss an diese einführenden Worte gab es für die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, Abdullayev Fragen zu stellen, die dieser sehr ausführlich und versehen mit zahlreichen Anekdoten aus seinem Leben beantwortete. Er berichtete, dass er vor Beginn seiner Schriftstellertätigkeit immer schon Jurist werden wollte und somit auch ein Jurastudium abgeschlossen hat. Danach war er viele Jahre im Auftrag des KGB im Kaukasus und im Ausland (u.a. in Deutschland) tätig. Seine große Leidenschaft sei aber stets die Detektiv- und Kriminalliteratur gewesen, der er sich seit jeher widmet. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von 24 Jahren. Seitdem sind über 190 Werke von ihm erschienen.
Abdullayev erzählte außerdem, dass er sich beim Schreiben zwar viele Figuren in seinen Romanen ausdenke, das Sujet jedoch immer dem realen Leben entnehme. In den vergangenen 25 Jahren sei viel passiert, was sich als Gegenstand kriminalistischer Romane und Erzählungen eigne. Auf Basis dieser Ereignisse schreibe er seine Werke. Auf die Frage, was ein gutes Buch ausmache und worin möglicherweise der Erfolg seiner Romane besteht, entgegnete Abdullayev: „Gute Bücher sind wie Medizin, die die Menschen einnehmen.“ („Хорошие книги — это как лекарство, которое люди принимают.“)
Abdullayev hat mit den Einblicken in sein Leben und seine Arbeit den Besucherinnen und Besuchern einen spannenden und informativen Abend bereitet. Die Begeisterung und Dankbarkeit kamen in einem langanhaltendem Applaus sowie vielen Geschenken zum Ausdruck. Zuletzt nutzten die Anwesenden die Möglichkeit, ein kurzes persönliches Gespräch mit Abdullayev zu führen und Autogramme zu bekommen.
Zur Person
Mit 194 veröffentlichten Romanen und Erzählungen gilt Çingiz Abdullayev als einer der bekanntesten Schriftsteller der kriminalistischen Gegenwartsliteratur Aserbaidschans. Seine Werke erschienen in 17 Sprachen und wurden in 23 Ländern publiziert. In seine zahlreichen Agenten- und Kriminalromane ließ Abdullayev zum Teil eigene Erfahrungen aus seiner Zeit als Geheimagent einfließen. In diesem Jahr wird zum 10. Mal ein Buch von Abdullayev verfilmt.