14. Internationales Marina Zwetajewa-Lagerfeuer

Am ersten Oktobersonntag des Jahres herrscht im Deutsch-Russischen Kulturinstitut eine besondere Atmosphäre mit Musik und Lyrik. An diesem Tag strömen zum Lagerfeuer die Poesiefreunde und Verehrer der russischen Dichterin des Silbernen Zeitalters Marina Zwetajewa, aber auch die Gäste, die die Dichterin, ihr Schicksal und ihre vielfaltige Persönlichkeit näher kennenlernen möchten. 

In diesem Jahr wurde zum Thema der musikalisch-poetischen Hommage die enge Beziehung von Marina Zwetajewa zu Deutschland. Das Naturerlebnis des Schwarzwaldes, die von der Mutter vorgelesenen deutschen Märchen und die Lektüre von Werken Goethes, Heines und Novalis, Sommermonate in Dresden auf dem Weißen Hirsch verstärkten Bindung der Dichterin an Deutschland. Sie schrieb: „In mir sind viele Seelen, aber meine eigentliche Seele ist deutsch…“ Natalia Nikolayeva, Pianistin aus Berlin, hat für diesen Abend Walzer und Ballade von F. Chopin sowie Variationen von F. Mendelssohn ausgewählt – die Musik, die oft im Hause der Familie Zwetajews erklungen ist. Als Land von Goethe und Kant taucht  Deutschland oft im Werk von Zwetajewa auf, und so auch in der im Jahre 1925 in der Emigration in Prag und Paris geschriebenen lyrisch-satirischen Bearbeitung der deutschen Sage vom Rattenfänger von Hameln.  Von Goethes „Rattenfänger“ und „Rattenfänger“ von Brüssow (Musik von S. Rachmaninow) führte die Opernsängerin Anna Palimina das Publikum zum „Rattenfänger“ von Marina Zwetajewa. Die Strophen mit den Motiven der Flöte wechselten sich mit den „Brunnenspritzern“ von kleinen Klavierstücken von Arnold Schönberg ab (am Klavier Natalia Nikolayeva).

Und doch viele lieben Marina Zwetajewa als romantische Lyrikerin. Ihre Themen sind Leidenschaft und Eifersucht, Einsamkeit des Künstlers und Mitfühlen mit den Leidenden und Geschundenen. Ihre Sprache  ist tief emotional, wie aus dem inneren geschöpft. Die Lyrik von Marina Zwetajewa inspirierte S. Slonimsky zur Schöpfung von fünf Liedern, die Anna Palimina (Soprano) zum ersten Mal in Dresden aufgeführt hat.

Eine große Freude bereitete den Gästen des poetischen Abends die Life-Schaltung zum Marina-Zwetajewa-Museum in Bolschewo, einem der zehn Museen in Russland, gewidmet der Dichterin. Die Life-Schaltung bot die Gelegenheit einer virtuellen Führung durch das Haus an, wo Marina Zwetajewa fünf Monate ihrer letzten Lebensjahre nach der Rückkehr aus der Emigration mit der Familie verbracht hat.

Zum Schluss des Konzertes spielten Natalia Nikolayeva und Elena Rubinova (beide Klavier) 4-händig Musikstücke von S. Rachmaninow, die das prophetische Gedicht von Marina Zwetajewa musikalisch umrahmten.

Für meine Verse, die, so früh geschrieben,                                                                                                                 Dass ich nicht wusste, ich sei gar Poet…

…Für meine Verse wie für alte Weine                                                                                                                     Kommt noch die Zeit herauf.

Es dunkelte, die Wärme des Lagerfeuers vereinte die Gäste, die auf Deutsch und auf Russisch die Gedichte von Marina Zwetajewa vortrugen. Der Berliner Dichter Frank Norten las seine Gedichte sowie ein Gedicht, das er M. Zwetajewa gewidmet hat. Die Journalistin des Elbhangkuriers Adelheid Neupert hat ihren Artikel über Marina Zwetajewa in Dresden dem DRKI e.V. geschenkt (siehe Anhang).

Anhang:

  • Programm des Konzertes
  • Artikel A. Neupert über Marina Zwetajewa im Elbhangkurier
  • Gedichte von Marina Zwetajewa