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„DER PAPPSOLDAT“.

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Die schönsten Lieder des Moskauer Dichtersängers Bulat Okudshawa im Spiegel des Krieges in der Ukraine.

Russisch/deutsch.

Mit Ekkehard Maaß, Berlin

Eintritt: 10 Euro, ermäßigt: 6 Euro.

Ekkehard Maaß


Bulat Okudshawas Bedeutung für die friedliche Revolution in der DDR 1989


                                                                            „Nado b‘ lampotschku povesit…“

                                                                                                                              (Eine Lampe müsste her…)

Der Moskauer Dichtersänger Bulat Okudshawa war ein wichtigster Vorbereiter von Glasnost und Persestroika. Bereits seine frühen Lieder waren ein Affront gegen die Partei- und Staatsdoktrin der Sowjetuion und brachen alle bestehenden Tabus. Statt die Siege zu bejubeln, sang Bulat von den Verlusten und vom Leid, die der Terror der Stalinzeit und der Krieg hinterließen und die er persönlich zur Genüge erlebt hatte.


Leid und Trauer, getragen von einer feinen Ironie, schweben zwischen den Zeilen aller seiner Lieder, getragen von einfachen Melodien und dem Tembre seiner Stimme. Den pathetischen Ideologien setzte Bulat Menschlichkeit entgegen, Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Moskauer Hinterhöfe des Arbat, in denen er seine kurze Kindheit verlebte – 1937 wurde beide Eltern repressiert – sind für ihn Berufung, Religion und Vaterland, nicht die historische Mission der Arbeiterklasse, der Marxismus-Leninismus und die Sowjetunion.

Weil Bulat Okudshawa in seinen gesungenen Gedichten das traf, was die Menschen  bedrückte, worüber sie aber nicht sprechen durften, wurde er nicht nur in der Sowjetunion, sondern in allen sozialistischen Ländern schlaglichtartig bekannt. Die Verbreitung seiner Lieder konnte durch nichts aufgehalten werden. Sie wurden, an der Zensur vorbei, in den Moskauer Küchen gesungen, von Tonband zu Tonband überspielt und nachgesungen. Und sie gefielen offenbar auch der Nomenklatura und regten sie zum Umdenken an. Das Lied vom Mitternachtstrolleybus beschreibt Trauer und Einsamkeit, nicht die glückliche sowjetische Gemeinschaft und ist dabei so schön, dass sich ihm keiner entziehen konnte.

Die Bedeutung Bulat Okudshawa für das Ende des Kommunistischen Diktaturen kann nicht genug hervorgehoben sie werden. Seine Lieder gaben Trost und machten Mut, sich frei und unabhängig zu fühlen und vor allem als Mensch. Auch in der DDR waren die Lieder Okudshawas bekannt und beliebt und regten an, die Parteipropaganda zu hinterfragen. Die Lieder Bulat Okudshawas und Wolf Biermanns unterstützten in erheblicher Weise das Freiheitsdenken, das zur friedlichen Revolution 1989 führte.

Bulats Lieder sind nicht nur in vielen osteuropäischen Ländern bis heute wichtig, wo anstelle der alten, ideologischen Diktaturen neue, nationalistische Diktaturen das freie Denken bedrängen. Auch in der „westlichen“ Welt sind Bulats Lieder von Bedeutung, denn Menschlichkeit ist überall auf der Welt eine Defizit!

Ich singe Bulats Lieder seit mehr als vierzig Jahren und werde nicht müde, in ihnen spazieren zu gehen wie in dem vertrauten Garten meiner Kindheit. Sie sind mein geistiges Vaterland, vom dem ich mit Bulats Worten singen kann: do konca ne proiti tebja!

Ekkehard Maaß, geb. 1951, übersetzt und singt seit mehr als 40 Jahren die Lieder Bulat Okudshawas. 1978 gründete er in Ostberlin einen literarischen Salon, in dem Bulat Okudshawa mehrfach zu Gast war und in dem bis heute beinahe täglich Bulats Lieder gesungen werden.