Am 22. Juni 1941 begann mit dem „Unternehmen Barbarossa“ der Überfall von Hitlers Wehrmacht und ihrer Verbündeten auf die UdSSR. Dr. Wolfgang Schälike, Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Kulturinstituts und Leiter des Russischen Zentrums in Dresden, referierte im Rahmen der Reihe „Historisches aus der Region“, die in Markleeberg stattfand, über die Ereignisse vor 80 Jahren. Er bezog sich auf Erinnerungen aus seiner frühen Kindheit und auf die Geschichte seiner Familie, die als deutsche Antifaschisten in Moskau lebte. Durch diese persönlichen Erlebnisse ist es ihm möglich, die Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.
Dr. Schälike analysierte in seinem Vortrag die Gründe, die zum Ausbruch der schrecklichen Tragödie führten und darüber, wie sich die menschenfeindliche Theorie des Nationalsozialismus gegen den Bolschewismus richtete.
Der Referent wies auf die Tatsache hin, dass häufig vom 1. September 1939 als Beginn des Zweiten Weltkriegs gesprochen wird, jedoch der Krieg bereits am 7. Juli 1937 begann- mit dem Konflikt zwischen dem militaristischen Japan und China. Auch das Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Deutschland oft mit dem 8. Mai 1945 gleichgesetzt, nicht aber mit dem Tag der japanischen Kapitulation am 2. September 1945. Herr Dr. Schälike ist der Meinung, dass der eurozentrische Blick, der sich in der Geschichtsdeutung im heutigen Deutschland widerspiegelt, auch auf die Verhältnisse der Gegenwart dunkle Schatten wirft. Der Blick sollte mehr geweitet werden.
Zudem ist er der Ansicht, dass der Krieg Nazi-Deutschlands gegen das „jüdisch-bolschewistische Sowjetrussland“, gegen die „Untermenschen“ und für „Lebensraum im Osten für das Großdeutsche Reich“ radikal anders war als der Blitzkrieg in Westeuropa. Das Vorgehen war brutaler, die Verluste größer. So werden für uns die Gefühle der Millionen Menschen, die jedes Jahr am Tag des Sieges mit Porträts der Helden und Befreier durch die Straßen marschieren, nachvollziehbar.