Professor Erhard Günter Hexelschneider, Slawist
(10. Oktober 1934 – 24. Januar 2018)
Erhard Hexelschneider wurde in Breslau geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend jedoch in Salzwedel. Auf das Slawistikstudium in Greifswald von 1953 bis 1957 folgte ein Auslandsaufenthalt an der Leningrader Schdanow-Universität. Mit einer Arbeit über russische Volksdichtung wurde er 1963 an der Karl-Marx-Universität Leipzig promoviert. In den folgenden Jahren hielt er zahlreiche Lehrveranstaltungen über Russische und Sowjetische Literatur an der Leipziger Universität und arbeitete gleichzeitig an seiner zweiten Promotionsarbeit (Promotion B, etwa gleichzusetzen mit einer heutigen Habilschrift). Diese schloss er 1973 ab; ein Jahr später wurde er zum Professor für Russische Literatur an der Universität Leipzig berufen Von 1980 bis 1990 war Hexelschneider Direktor des Leipziger Herder-Instituts, wo er in diesem Zeitraum auch als Professor für Internationale Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen wirkte.
Wie viele andere Hochschuldozenten und Wissenschaftler fiel Hexelschneider der Anfang der 1990er Jahre an ostdeutschen Hochschulen grassierenden „Hexenjagd“ zum Opfer. Trotz seiner jahrzehntelangen Lehr- und Forschungstätigkeit galt der international renommierte Slawist plötzlich als „ungeeignet“ und wurde denn auch am 31. Dezember 1991 wegen „Nichteignung für den öffentlichen Dienst“ entlassen. Seitdem arbeitete er als freischaffender Publizist und Autor in Leipzig. In dieser Zeit entstanden u.a. auch zahlreiche Beiträge zu Publikationen der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Von seinen Werken seien stellvertretend nur genannt das Buch „Ein Schatz in der Tabaksdose. Impressionen russischer Künstler über Dresden“ (1998), „Ausverkauf eines Mythos. Zur Interpretation sowjetischer Literatur in der BRD“ (1975) und der in Zusammenarbeit mit G. Schwendler herausgegebene Band „Auf ehrliche und anständige Gegnerschaft. Ferdinand Lassalle und der F.-A.-Brockhaus-Verlag in Briefen und Kommentaren“ (2000).
Professor Hexelschneider war unserem Institut sehr verbunden und gehörte zu den häufigsten Gästen des DRKI. Im Rahmen der Vortragsreihe „Russen in Dresden und Sachsen“ hielt er zwischen 1997 und 2005 gut 30 Vorträge in unseren Räumen.