Vitali Iwanowitsch Sewastjanow (Ingenieur und Kosmonaut)
(8. Juli 1935 – 5. April 2010)
Vitali Sewastjanow war einer der wenigen Menschen, denen es vergönnt war, in den erdnahen Weltraum zu reisen, und das gleich zwei Mal, mit der Sojus 9 und der Sojus 18.
Als Vitali im Sommer des Jahres 1935 in Krasnouralsk (Oblast Swerdlowsk) das Licht der Welt erblickte, waren Flüge in den Weltraum nichts weiter als Träume, doch wenn wir es wagen, zu träumen, kann aus Träumen Wirklichkeit werden. Vitali Sewastjanow jedenfalls wagte es! Nachdem er 1959 sein Ingenieurstudium am Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut abgeschlossen hatte, wurde er Mitarbeiter im Konstruktionsbüro des berühmten Raketenentwicklers Sergei Koroljow. Die Entwicklung der Wostok, jener Rakete, mit der der erste Mensch den Schritt ins All wagte, war auch sein Verdienst. Aber Vitali Sewastjanow wollte nicht nur zuschauen – er wollte selbst an die Grenze des Alls vorstoßen.
Am 31. Januar 1967 wurde er als Kosmonaut für das sowjetische Mondprogramm ausgewählt. Im Juli 1969 sollte er mit einer Mannschaft unter der Leitung Pawel Popowitschs den Mond umkreisen, doch es kam anders: Als die Amerikaner mit Apollo 8 den Wettlauf zum Mond für sich entschieden, wurde das ehrgeizige Projekt gestoppt. Eine Reise zum Mond war Vitali Sewastjanow damit verwehrt, doch nicht ein Flug in den erdnahen Raum. Am 1. Juni 1970 hob die Sojus 9 vom Weltraumbahnhof Baikonur ab. Mit an Bord: der Ingenieur Vitali Sewastjanow. 17 Tage und 17 Stunden umkreiste die Mannschaft die Erde und stellte damit einen neuen Rekord auf.
Zu seiner zweiten Reise in den erdnahen Weltraum brach Sewastjanow am 24. Mai 1975 auf – diesmal mit der Sojus 18, und gleich für zwei Monate. In den folgenden Jahren arbeitete er in der Bodenkontrolle für die Raumstation Salut 6. Ein dritter geplanter Weltraumflug scheiterte zunächst am Veto der Ärzte und schließlich an finanziellen Problemen der späten Sowjetzeit. Die Aufgabe des Buran-Programms 1993 bedeutete das endgültige Aus für Sewastjanows Weltraumträume.
1970 und 1975 wurde Sewastjanow als „Held der Sowjetunion“ ausgezeichnet, ebenfalls 1970 als „Fliegerkosmonaut der Sowjetunion“. Im gleichen Jahr erhielt er den Leninorden, nach seinem zweiten Raumflug 1975 ein zweites Mal.
Er besuchte das DRKI am 5. Oktober 2002.