Christa Wolf (Schriftstellerin)
(18. März 1929 – 11. Dezember 2011)
Die Schriftstellerin Christa Wolf gehörte zu den bekanntesten Schriftstellern der DDR und setzte sich während der sogenannten „friedlichen Revolution“ 1989 für eine Reformation der DDR und gegen den „Ausverkauf unserer materiellen und moralischen Werte“ ein. Entschieden und unbeugsam trat sie Zeit ihres Lebens für ihre Überzeugungen ein – von den einen gehasst, von den anderen bewundert. Auf dem 11. Plenum der ZK der SED sprach sie sich im Dezember 1965 gegen die Einführung einer restriktiveren Kulturpolitik aus – als einzige, wohlgemerkt! Als der Schriftstellerverband der DDR, dem auch Christa Wolf angehörte, 1968 seine Zustimmung zum sowjetischen Einmarsch in der ČSSR erklärte, verweigerte sie die Unterschrift. Auch in der Folge wurde Christa Wolf nicht müde, mit dem Finger auf Missstände im „real existierenden Sozialismus“ zu zeigen, was sie immer wieder in Konflikte mit verknöcherten Vertretern des SED-Parteiapparats brachte. Dennoch war sie zutiefst von der Idee des Sozialismus‘ überzeugt und glaubte an die Möglichkeit, die DDR – ihre Heimat – zu reformieren. Mit dieser Überzeugung unterzeichnete sie am 26. November 1989 den Aufruf „Für unser Land“; er verhallte leider ungehört.
Geboren wurde Christa Wolf in Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski) im heutigen Polen. Anfang 1945 floh die Familie vor der heranrückenden Roten Armee nach Mecklenburg und zog später nach Nordthüringen, wo Christa Wolf 1949 das Abitur ablegte. Danach studierte sie bis 1953 Germanistik in Berlin und Leipzig. Nach dem Studienabschluss arbeitete Christa Wolf vier Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, danach als Cheflektorin des Verlags Neues Leben und schließlich von 1958 bis 1959 als Redakteurin bei der Zeitschrift „neue deutsche literatur“.
1959 gab sie gemeinsam mit ihrem Mann zwei Bücher anlässlich des 10. Jahrestages der DDR heraus. In dieser Zeit lebte das Paar in Halle, wo Christa Wolf als freie Lektorin arbeitete und – ganz im Sinne des „Bitterfelder Weges“ – vorübergehend in einer Brigade des Waggonbauwerks Ammendorf beschäftigt war. Die Erfahrungen jener Zeit verarbeitete sie in dem Roman „Der geteilte Himmel“.
Seit 1962 war Christa Wolf als freischaffende Schriftstellerin tätig. Sie genoss – trotz ihrer kritischen Position zu den Ereignissen des „Prager Frühlings“ – so hohes Ansehen, dass sie 1974 in die Akademie der Künste der DDR aufgenommen wurde. Zudem konnte sie in den 1970er Jahren mehrfach zu Studienaufenthalten nach Paris und nach Amerika reisen.
Eine entscheidende Zäsur stellte das Jahr 1977 dar: Die Unterzeichnung des „offenen Briefes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns“ brachte ihr in einem SED-Parteiverfahren eine „strenge Rüge“ ein. Viel härter aber dürfte sie der Ausschluss aus dem Schriftstellerverband der DDR getroffen haben.
1979 wurde Christa Wolf in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Ein Jahr später erhielt sie als erste DDR-Autorin den renommierten Georg-Büchner-Preis, und wieder ein Jahr später wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in West-Berlin. Es folgten die Mitgliedschaft in der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Paris (1984) und in der Freien Akademie der Künste in Hamburg (1986). Noch zu DDR-Zeiten unternahm sie zahlreiche Lesereisen in Ost und West.
Christa Wolf hinterließ der Welt ein umfangreiches literarisches Werk, von dem hier stellvertretend nur genannt seien „Nachdenken über Christa T.“ (1968), die Erzählung „Kassandra“ (1983), der Roman „Medea. Stimmen“ (1996) und die 2002 erschienene Erzählung „Leibhaftig“.
Das DRKI konnte Christa Wolf am 24. Oktober 2001 anlässlich einer Podiumsdiskussion begrüßen.